Die Berichte sind im Originalton der jungen Menschen veröffentlicht. Für eine bessere Lesbarkeit wurde teilweise eine Rechtschreibkorrektur vorgenommen.
Z. – 17 Jahre alt aus Potsdam – bisher 2 1/2 Jahre bei Par-ce-val
Ich war 14 Jahre alt, als ich zu PCV kam. Jetzt bin ich 17, ich habe in Potsdam gelebt. Aber die meiste Zeit war ich in Berlin. Ich war sehr aggressiv, abhängig von Männern, entgrenzt und unberechenbar. Ich war oft draußen und habe viele Anzeigen bekommen. Vor der Aufnahme bei Parceval hatte ich nicht wirklich Angst, ich war etwas unsicher. Das einzige Problem war, dass ich keine Lust darauf hatte und das Risiko war hoch, dass ich abhauen würde. ...weiter lesen Deshalb war ich nur einen Tag lang in Deutschland aufgenommen und dann bin ich 6 Monate in das Türkeiprojekt gegangen, mit den Hessenern und Töpelnern. Meine alte Einrichtung wollte unbedingt, dass ich herkomme, weil ich denen viel Stress gemacht habe. PCV ist eine sehr soziale Einrichtung, hier geht’s um Kommunikation, Transparenz und Gruppenfeeling, damit keiner alleine ist. Die Struktur ist immer dasselbe, irgendwann wird es langweilig, aber es ist sehr wichtig eine Struktur zu haben, sonst würde PCV nicht laufen. Truva (das Türkeiprojekt) hat mich verändert, die Gruppengespräche und Ereignisse haben mir sehr geholfen. Ich habe eine super Entwicklung gemacht und für mich sind es nur noch wenige Tage bei PCV, doch in den letzten Wochen habe ich große Fehler gemacht. Die Gruppengespräche sollen eigentlich helfen, doch sie werden meistens als Angriff aufgefasst. Eigentlich ist es nur eine Hilfe, die nicht gesehen wird, weil man auch Konsequenzen für sein Handeln bekommt, was im richtigen Leben auch der Fall ist. Kritik anzunehmen, gelingt mir noch nicht so gut. Ich mache im Anschluss den Sozialassistenten in Berlin. Ich wünsche allen viel Glück. Das ist die beste Einrichtung.
C. – 18 Jahre alt aus Berlin – 2 1/2 Jahre bei Par-ce-val
Ich wurde am 24.07.2018 aufgenommen. Das war aber speziell, denn meine Aufnahme war in der Türkei. Der Anfang war ruhig. Ich war sehr für mich und musste mir erstmal ein Bild von dem ganzen machen. Nach dem Türkeiprojekt war ich in Rädel und dort habe ich die restlichen Jugendlichen kennengelernt....weiter lesen Mir fiel es schon immer schwer, über mich zu reden. Das war und wird immer ein großes Problem von mir bleiben. Ich hatte auch Krisen, die gehören dazu. Ich bin dreimal abgehauen nach Berlin. Ich habe mich den Sachen nicht gestellt und bin weggerannt. Sozusagen vor mir selber. Nach einem halben Jahr hat sich die Lage dann etwas beruhigt. Ich bin auf jeden Fall nicht mehr abgehauen – ich hätte niemals gedacht, dass ich das schaffen werde. Ich habe ein großes Problem den Menschen zu vertrauen. Ich mache vieles mit mir selbst aus. Nach ungefähr 1- 1 ½ Jahren bin ich dann richtig bei Parceval angekommen und habe mich mit meinen Themen so gut wie es ging auseinandergesetzt. Ich durfte dann endlich auch nach 1 ½ Jahren nach Hause fahren. 2020 habe ich hier erfolgreich meinen MSA absolviert und habe kurz danach mit der kooperierenden Schule mein Fachabi angefangen, was ich auch zu Ende machen werde. Es war eine sehr schöne Zeit und werde sicherlich auch sehr viel vermissen, wenn ich Parceval verlassen muss. Mir sind echt ein paar Leute ins Herz gewachsen. Parceval ist eine Chance.
P. – 19 Jahre alt aus Jena – 2 Jahre bei Par-ce-val
Für mich war Parceval am Anfang schrecklich, mich verändern zu müssen, „gar keine Lust gehabt“. Das Vertrauen der Sozialarbeiter, die Strukturen und die Verantwortung, für seine Taten gerade stehen zu müssen, machten es zu meiner momentan besten Lebensbereicherung. Es gab mir die Fähigkeit längerfristig Dinge durchzuziehen und Glauben zu finden. Ich bedanke mich.
N. – 17 Jahre alt aus Berlin – bisher 2 Jahre bei Par-ce-val
Ich bin 17 Jahre alt und hatte, bevor ich zu Parceval gekommen bin, in Berlin-Köpenick gelebt, mit meiner Mom, da war ich 16. Früher habe ich jeden Tag ausgeschlafen, war ab 15 Uhr wach, bin rausgegangen, habe mich mit „Freunden“ getroffen und hab mit denen dann bis um ca. 22 – 00 Uhr getrunken....weiter lesen Als ich zu Parceval gekommen bin hatte ich die ganze Zeit Bedenken wegen meiner Beziehung mit meiner Freundin. Da hatte ich Angst, eben eine unberechtigte, weil es jetzt nicht mehr schlimm ist, weil jeder geht seinen Weg der Veränderung. Alle meine Verwandten haben mir dazu geraten, dass ich das hier machen sollte, aber ich wollte nicht, bis ich richtig hingefallen bin, da musste ich mir 2mal überlegen, ob ich weiter mache. Die erste Zeit hier in Parceval war eine echt coole Zeit, man hat schnell gemerkt, dass viele was erreichen wollen und das hat mich auch angestoßen. Parceval ist so ein Ort, da wird Sprechen groß geschrieben und das ist krass, weil wenn es Dir nicht gut geht, kommen 10 Leute auf dich zu und fragen „was los?“ „alles gut?“ und mir hat es krass geholfen über mich zu reden. Das was mich an Parceval fasziniert hat, oder immer noch, sind die Gruppengespräche, auch wenn man schon so eine Art Unsicherheit hat und „Angst“ bekommt wegen dem Gespräch, dann nehmen die meisten Gruppenleiter alles an Stress und Angst weg und konzentrieren sich nur auf Dich und was dann für eine Atmosphäre herrscht ist krass, wenn man mitbekommt wie inhaltlich es gerade wird, oder dass der Jugendliche einen Schatten von sich überspringt, macht es einfach richtig Spaß und Lust es sich anzuhören und damit zu arbeiten.
T. – 15 Jahre alt aus Dresden – bisher 1n Jahr bei Par-ce-val
Ich war 14 Jahre alt, wo ich zu Parceval kam. Ich habe in Dresden gelebt. Ich hatte eine ziemlich starke Alkoholsucht bevor ich zu Parceval gekommen bin. Aber an die letzten Tage vor Parceval kann ich mich durch meine Sicht nicht so ganz erinnern. Ich war sehr unsicher, das war meine größte Angst. Viele Leute hier haben mir Gutes gesagt und ich bin dankbar dafür. Die ersten Tage in der Einrichtung waren etwas anstrengend, da ich alles nicht gewohnt war. Aber ich persönlich habe mich sehr schnell daran gewöhnt. Es sind eigentlich alle sehr sozial. Die Angebote in der Tagesstruktur sind gut, man hat jeden Tag die gleiche Struktur, aber das ist halt das Gute hier. Ich dem Türkeiprojekt war ich bisher noch nie. ...weiter lesen Die Gruppengespräche sind hilfreich, es ist unter andrem sehr interessant auch etwas über die anderen zu erfahren. Ich stehe in einem guten Prozess und ich stehe auch gut zu Parceval. Ich sehe mich heute als ein anderer Mensch. Ich habe mich zurückgewonnen. Man hat immer etwas, was einem nicht so gut gelingt. Ich habe mir vorgenommen weiter an mir zu arbeiten, einen Schulabschluss hinzukriegen und mich auf mein späteres Leben vorzubereiten. Ich sehe (durch meine Zeit bei Parceval) auf jeden Fall Verbesserung, in einem Entwicklungsprozess, meinen Themen.
J. – 16 Jahre alt aus Halle (Saale) – bisher 9 Monate bei Par-ce-val
Ich bin jetzt 16 und kam mit 15 her. Davor war ich in einer Entzugsklinik. ...weiter lesen Ich habe meine Tage anders gestaltet, bin gut hier gelandet alle waren nett zu mir. Ich bin jetzt 9 Monate da und es macht mir Spaß in PCV, davor war meine größte Angst keinen Kontakt zu meiner Familie zu haben. Meine Familie hat mir geraten hier her zu kommen, aber meine Freunde nicht – ich bin trotzdem zu PCV und muss sagen, dass die ersten Tage total anders waren. Ich musste alles umstellen, auch das Soziale war so anders angenehm. Die Angebote unter der Woche oder am Wochenende sind super gut, auch wie es gestaltet ist. Ich war zwar noch nicht in Truva (Türkei), aber selbst da wird es bestimmt schön – selbst das Gelände ist sehr schön. Die Gruppengespräche sind zwar lang, aber man kann vieles besprechen – sie sind ein großer Teil bei der Therapie. Ich stehe gut zu mir, meinen Entwicklungsprozess und zu Parceval – auch danke an die, die mit mir arbeiten!
F. – 17 Jahre alt aus Merseburg – bisher 6 Monate bei Par-ce-val
Ich war 16 als ich hergekommen bin und habe zuvor in Merseburg gelebt, war auf mich alleine gestellt und habe gemacht was ich wollte. ...weiter lesen Ich habe auf alles geschissen, kam nie in meine Einrichtung – nur, wenn ich Sachen brauchte. Ich war abhängig nach Anerkennung und Liebe, habe konsumiert und habe meine Familie vernachlässigt. Ich habe meine Schule geschmissen und mir gings einfach nicht mehr gut. Ich hatte keine Ängste, weil das hier noch meine einzige Chance war. Meine Eltern und Schwestern haben mich gestärkt. Hier angekommen, war es komisch, weil so viel geredet wurde, so viele Menschen, Reflexionen, wo man kritisiert wurde, Arbeiten, Schule – einfach Struktur, das war ungewohnt für mich. Meine Familie alle 2 Wochen sehen war schwer. Also die Einrichtung ist sehr sozial und man wird gut angenommen.
A. – 16 Jahre alt aus Berlin – bisher 14 Monate bei Par-ce-val
Als ich zu Parceval kam war ich 15, vorher war ich 9 Wochen lang in der Klinik, aber ich komme aus Berlin Köpenick. Bevor ich hier her kam, habe ich nur in den Tag gelebt – immer draußen. ...weiter lesen Ich bin mit meinem Dad und meiner Azze aufgewachsen, weil meine Mutter ‘nen Unfall hatte. Dann hatte ich nur noch meinen Bro, der ist dann auch rausgeflogen. Dann hatte ich keinen mehr zu dem ich gut war – dann bin ich auch rausgeflogen – habe Kacke erlebt und Kacke gemacht. Bevor ich hier her kam hatte ich Angst, dass ich keinen mehr wiedersehen würde. Also dachte ich, ich bleibe 3 Monate im Türkei Projekt, mache Urlaub und gehe, aber ist nicht so gekommen. Ich habe gemerkt es bringt was, also bin ich jetzt nach 1 Jahr und 4 Monate immer noch da. Bestärkt hat mich mein Bruder, mein bester Freund und mein Dad – zu dem ist das Verhältnis während der Klinik nun bisschen besser geworden. Anfangs hatte ich es schwer, weil so viele neue Leute da waren. Heute sehe ich positiv drauf, dass ich hergekommen bin, weil ich denke – wäre es nicht so – wäre es Scheiße für mich. Hier wird mir sehr viel geholfen. Ich will meinen Abschluss noch nachholen, nach Parceval eine Ausbildung.
F. – 17 Jahre alt aus Dresden – bisher 2 Jahre und 3 Monate bei Par-ce-val
Ich bin jetzt 17 Jahre alt und kam mit 15 her. Ursprünglich komme ich aus Dresden, bevor ich hier her kam. Doch der Alltag in Dresden war schwierig, ich habe auf der Straße gepennt, mich andauernd zugedröhnt mit Drogen und auf Schule und Familie geschissen. ...weiter lesen Irgendwann wurde ich gezwungen nach Parceval zu gehen und ehrlich gesagt hatte ich auf das Ganze hier gar kein Bock und wollte meinen alten Lifestyle weiter leben. Doch letzten Endes traf mich nach ca. einem halben Jahr die Erkenntnis, dass ich was ändern sollte und Dank der Leute hier ist das auch möglich gewesen, da man hier sehr gut zusammenhält, man sich hier gegenseitig unterstützt – auch die Betreuer und Gruppenleiter waren immer hilfreich, weil man sich mit ihnen gut versteht und sie auch menschlich sind. Auch die Tagesstruktur ist eigentlich ganz einfach, also die Arbeit macht Spaß (außer auf dem Hof, aber da muss man durch) und die Lehrer hier sind nicht irgendwelche hochnäsigen Schnösel, die die Streber bevorzugen, sondern wirklich helfen – also kurz gesagt, Dank der PCV Schule habe ich nen Scheiß 1ser Durchschnitt im Zeugnis (davor war es ne 5). Durch die Gruppengespräche merkt man erst so richtig die Hilfe, man wird oft reflektiert und die anderen helfen einen dabei. Durch die Struktur geht auch die Zeit richtig schnell rum :-). Wenn ich daran denke, wie ich vor Parceval war und jetzt, dann sehe ich einen reifen, erwachsenen Mann der Stolz auf sich selbst ist. Früher wurde ich nur klein gemacht, sei es wegen Schule, körperliche Schwächen und Selbstwertprobleme. Jetzt kann ich es mir leisten, meiner Vergangenheit den Mittelfinger zu zeigen – da ich von ganz unten auf den Weg nach oben bin. Um so einen Prozess zu leisten, hatte es aber auch seine Arbeit gekostet. Aber es ist machbar, klar hat man Angst sich zu verändern und das Risiko einzugehen einen Neuanfang zu machen, aber hat man´s einmal gemacht, ist das auch mit der Angst erledigt – ich meine ich bin über 2 Jahre hier und lebe noch.
B. – 20 Jahre alt aus Potsdam – 4 Jahre bei Par-ce-val
Ich war 15 Jahre alt, als ich aus einer durch Suchtmittel und psychischen Belastungen geprägten Jugend, in der par-ce-val Jugendhilfe (Brandenburg) aufgenommen wurde.
...weiter lesen Anfangs, waren sowohl der strukturierte und immer gleiche Tagesablauf, das Einhalten der Regeln (Absprachen) des Zusammenlebens mit anderen Jugendlichen und die repetitive Reflexion über den Tag verteilt ganz schön gewöhnungsbedürftig. Wochentags arbeiteten wir auf dem Bauernhof, der Hausmeisterei, in der Küche oder anderen Arbeitsbereichen; lernten die in den jeweiligen Arbeitsbranchen nötigen Kompetenzen, was mir in meinem späteren Leben noch helfen sollte. Die Strukturen der Einrichtung zu verstehen, war das Eine. Die ganz eigene Form des sozialen Miteinanders etwas völlig Neues für mich. Wenn man als Jugendliche*r aufgenommen wird, bekommt man eine sogenannte Patenschaft an die Hand. Das ist ein*e ältere*r Jugendliche*r, der/die bei jedem Strukturpunkt bei einem ist und man sich sogar ein Zimmer teilt. Diese Patenschaft funktioniert nach dem sogenannten „Geschwisterprinzip“, welches beinhaltet, dass ältere Jugendliche für neuere Verantwortung übernehmen und lernen, sich ihrer eigenen Bedürfnisse auch mal loszusagen. Zu meinem persönlichen Verlauf muss ich sagen, dass ich mich anfangs unwohl gefühlt habe und nicht verstanden habe, wo ich bin und was ich da soll. Einen richtigen Einstieg in dieses abstrakte Leben und das Selbsterkennen, habe ich in meiner ersten Türkeiphase gefunden. Dort arbeitete ich mithilfe der Betreuer*innen und Mitmenschen meine Biographie auf und lernte Stück für Stück, was meine Sucht- und Krankheitsvergangenheit auslöste und beeinflusste. Über meinen Aufenthalt von dreieinhalb Jahren stationär und einem halben Jahr ambulanter Nachsorge, habe ich besonders in dem Standort par-ce-val´s in Potsdam und den besonderen, manchmal anstrengenden, aber auch familiären sozialen Verhältnissen in der gesamten Einrichtung ein Zuhause gefunden, welches ich in meinem Elternhaus nie gesehen habe. Heute bin ich 20 Jahre alt, habe mein Abitur an der kooperierenden Schule der Einrichtung bestanden und studiere Psychologie im ersten Semester. Ich habe Selbstvertrauen, Lebensfreude und Suchtmittelresistenz zu meinen Grundmaximen gemacht. Ich bin dankbar für jede einzelne Stunde, die ich dort verbracht habe und erinnere mich häufig an die lehrreiche und zugleich friedliche Zeit zurück und wünsche jedem Menschen, der/die sich entscheidet dort zu verweilen, dass man diese Zeit nutzt, um Grundsteine für eine lebenswerte Zukunft zu legen.
L. – 17 Jahre alt aus der Nähe von Dippoldiswalde – bisher 1n Jahr bei Par-ce-val
Meine Eltern trennten sich als ich 2 war, ich wuchs mit meiner Mutter auf. Beide meine Eltern fanden einen neuen Partner und meine Mutter heiratete. Beide meine Stiefeltern brachten einen älteren Sohn mit, aus beiden Beziehungen – mütterlich und väterlich – entstand jeweils ein kleinerer Bruder. Ich hatte viel Streit mit meiner Mutter, mit 15 schmiss sie mich das erste Mal von Zuhause raus, ich fing im selben Jahr auch an zu trinken und zu rauchen. ...weiter lesen Ebenfalls mit 15 kam ich das 1. Mal in die Psychiatrie, meine Mutter zog nach Bayern, meine Wahl war begrenzt. Zu meinen Vater, den ich 8 Jahre nicht gesehen hatte (auf meinen eigenen Wunsch mit 7 Jahren resultierend), oder weiterhin in Arnsdorf (Klinik) bleiben. Bei meinem Vater klappte es nur knapp 5 Monate, die Aussichten waren grundverschieden. Ich wechselte in eine therapeutische WG, die für mich wie ein Zuhause war, jedoch war auch diese Zeit stark durch Alkohol und Selbstgefährdung geprägt. Nach meinen 2 Suizidversuchen blieb ich 3 Monate in Arnsdorf, nachdem ich am 02.12.2019 nach Parceval kam. In den ersten 2 Wochen erlebte ich eine starke Überforderung, da die Struktur am Anfang erschlagend war, ich gewöhnte mich jedoch schnell ein, das Patensystem war am Anfang ganz tragend. Gruppentherapie war mir nicht neu, ich war schon oft in Beratungsstellen, jedoch war das anders. Die Gruppengespräche hier fand ich wirksamer, intensiver, es war mir möglich, viele persönliche Grenzen zu überschreiten, jedoch erlebte ich viele Rückschläge und emotionale Instabilität. Im August `20 flog ich nach Truva (Türkei Projekt), nach anfänglicher absoluter Ablehnung. Die Türkei war für viele produktiv, ich aber kann mir nur wenig aus der Erfahrung ziehen. Tja und jetzt sitze ich in der 11. Klasse, an einem Tisch in der ersten Reihe, schaue auf Fragen und überlege, was ich schreiben soll? Ich schreibe hoffentlich im Sommer 2021 meinen MSA, kann dann raus gehen und eine Ausbildung anfangen. So viel zur Theorie, doch die Praxis … auch im Sommer nach 1 ½ Jahren wird sich mir noch die Frage stellen: „Werde ich klarkommen?“. In Parceval habe ich viel lernen können, konnte viele neue Kontakte knüpfen und einen Zukunftsplan entwickeln. Und wenn ich will, wirklich will, werde ich es auch draußen schaffen, denn „Frei ist der Mensch nur, wenn er in jedem Augenblick seines Lebens sich selbst zu folgen in der Lage ist“.
A. – 17 Jahre alt aus Potsdam – bisher 2 Jahre bei Par-ce-val
Ich war 15 Jahre alt, als ich damals zu Par-ce-val kam und lebte zuvor unter schwierigen Umständen Zuhause. Eine Mutter, die selbst schon genug Probleme hatte (…psychisch), selber vieles erleben musste. ...weiter lesen Ein Vater, der niemals da gewesen ist und den ich bis heute nur 1 x sah / nämlich vor Gericht! Die letzten Tage, Monate und Jahre verbrachte ich draußen ebenfalls in anderen Einrichtungen. Ich schwänzte die Schule, war nie Zuhause und konsumierte! Bevor ich herkam gab es nur die Angst, dass mir alle oder viele Freiheiten, die hier eingeschränkter sind, fehlen würden. Als ich dann da war, war alles anders und die Leute waren nett, man verstand sich auf Anhieb, man teilte selbe Probleme. Meine Angst bezüglich der fehlenden Freiheiten ging auch schnell flöten. Da ja alle diesbezüglich eingeschränkt waren fiel es mir leichter. Es gibt eine super Tagesstruktur und man hat sogar die Chance einen Abschluss zu schreiben, mit dem ich dann auch 2021 nach 3 Jahren gehen werde. Vornehmen tue ich mir dann noch das Abitur zu machen, zu studieren und mein Leben dann so zu halten.
Vater eines ehemalig Bereuten – 2 Jahre bei Par-ce-val
Vor circa zehn Jahren scheiterte meine Ehe. Zu dieser Zeit waren meine Kinder 4, 9 und 15 Jahre alt. Meinen damalig 9-jährigen Sohn traf die Trennung besonders hart und in einem besonders schlechten Entwicklungszeitpunkt. Ich war alleinerziehend mit den drei Kindern und sah an allen Fronten meines Seins große Probleme. Ich musste mich und mein Leben neu organisieren und darüber verlor ich den Kontakt zu meinem Sohn. ...weiter lesen Probleme in der Schule wegen Auffälligkeiten wurden zur Tagesordnung. Die Lehrer der Schule verlangten von mir eine zeitweilige Unterbringung in der Psychiatrie. Da ich hier aber kein Krankheitshintergrund erkennen konnte, verweigerte ich diese. Mein Sohn griff zu Drogen und bekam somit Kontakt zur Polizei. Ich suchte Hilfe beim ortsansässigen Jugendamt. Das Jugendamt bot uns eine häusliche Betreuung einer Sozialpädagogen an. Dieser konnte auch ein Kontakt zu meinem Sohn aufbauen, jedoch war dieser der Meinung ein kontrollierter Drogenkonsum sei nicht mehr abzuwenden und tolerierbar. Dieses war für meinen Sohn gleich zu setzen mit einem Freibrief zum Drogenkonsum. Die Situation wurde von Woche zu Woche schlimmer und ich wurde ihr nicht mehr Herr. Wir waren uns am zerfleischen. Nach Entgiftung im Krankenhaus wurde er in eine Einrichtung des Jugendheimes gebracht. Diese Einrichtung kam einer reinen Verwahranstalt gleich und wie mein Sohn mir erzählte, war es dort mit den Drogen noch viel schlimmer als vorher bei uns zu Hause. Auch dieser Zustand war unannehmbar und so suchten wir, nach einem kurzen Aufenthalt bei seiner Mutter erneut nach einer Einrichtung, die uns nachhaltig bei unseren Problemen helfen konnte. Das Jugendamt schlug uns eine Einrichtung in der Nähe von Frankfurt vor die wir uns auch ansahen. Das Jugendamt arbeitete standardmäßig mit dieser Einrichtung zusammen. Ich recherchierte im Internet und suchte nach einer ganzheitlichen, anthroposophische Lösung unserer Problematik, da ich der Meinung war, das neben der Trennung auch das Alter meines Sohnes, den Anfängen der Pubertät, grundlegend mit ins Auge gefasst werden mussten. Ich wurde auf Par-ce-val aufmerksam und erste telefonische Kontakte waren für mich so positiv, dass ich wieder Hoffnung schöpfen konnte. Nach einem Besuchstermin fundamentierte sich mein Wunsch, dass mein Sohn dort sich in Therapie begeben sollte. Eine Hürde war nun das Jugendamt, da diese Einrichtung offensichtlich höhere Kosten verursacht, als die standardmäßige Einrichtung. Ich musste starke Überzeugungsarbeit beim Kostenträger leisten, die aber letztendlich mit Erfolg gekrönt wurde. Bei Par-ce-val wurde mein Sohn aufgefangen, altersgerecht angeleitet, in Alltagsstrukturen eingebettet. In dieser familiären Umgebung lernte er Freude und Freundschaften außerhalb des Drogenkonsums kennen. Ein wichtiger Aspekt sehe ich hierin in dem dreimonatigen Auslandsaufenthalt in der Türkei. Hier erleben die jungen Menschen ein einfaches Leben mit viel körperlicher Arbeit, in einem gefestigten sozialen Gefüge. Weit weg von Zivilisation und Großstadtproblemen. Die enge Verbindung zwischen Einrichtung und Eltern sorgte dafür, dass wieder ein Dialog stattfinden konnte, zwischen Kind und Eltern. Mein Sohn verließ die Einrichtung mit dem Realschulabschluss und zog wieder bei mir zu Hause ein. Er macht dann sein Abitur und nach einem einjährigen Berufspraktikum wird er dieses Jahr mit seinem Studium beginnen. Nach einer Eingliederungsphase hat er es geschafft neue Freunde zu finden und eine sehr gute Beziehung zu seinen Eltern und seinen Geschwistern aufzubauen. Er übernimmt Verantwortung für sich selbst und andere! Er hat es geschafft sich Ziele zu stecken, fern ab von Drogen. Par-ce-val und die unermüdliche Arbeit der Betreuer, mit ihrem schier unermesslichen Engagement, haben meinem Sohn das Leben gerettet und ihn wieder zurück ins Leben geführt. Ich bin so glücklich diese Entscheidung damals so getroffen und Par-ce-val gefunden zu haben. Ich hoffe, dass ich mit diesem Erfahrungsbericht dem ein oder anderen, der sich in einer ähnlichen Situation wie ich damals befinde, die Entscheidung etwas erleichtern kann, sich für den Weg mit Par-ce-val zu entscheiden. Ich wünsche Ihnen alles Gute!
M. – 21 Jahre alt aus Dresden – 2 1/2 Jahre bei Par-ce-val
Mein Name ist M. und mittlerweile bin ich 20 Jahre alt. Als ich zu par-ce-val kam, war ich gerade 16 Jahre alt geworden. Warum ich zu par-ce-val kam ist nicht leicht zu erklären – aber hier in ein paar ausschlaggebende Punkte. ...weiter lesen Ich war gerade 11 Jahre und da fing ich langsam an so ein paar Sachen zu hinterfragen. Ich bin ein eineiiger Drilling. Meine Schwester und ich sind in eine Adoptivfamilie gekommen, gleich direkt nach der Geburt. Unsere dritte Schwester ist aber in der leiblichen Familie bei der Tante geblieben. Somit kamen dann viele unbeantwortete Fragen. Ich kam mit mir selber nicht klar und auch mit meinem Umfeld nicht. Ich fing an chemische Drogen zu konsumieren, wurde früh schon kriminell und somit war dann die Entscheidung meiner Eltern und dem Jugendamt, dass ich in eine Entgiftung sollte und danach auf Therapie. Mit 16 Jahre kam ich dann nach Hessen – par-ce-val Schwarzenfels. Wir waren 5 Leute und ich das einzige Mädchen. Es hat einige Zeit gedauert ehe ich mich öffnen konnte. In den Einzelgesprächen habe ich gelernt Vertrauen zu gewinnen und endlich über mich zu reden. Aber das auch nicht vor allen. In dem Türkeiprojekt wurden meine Probleme richtig entdeckt. Ich kam mit mir nicht zurecht, ich habe mich einfach nicht gemocht. Ich habe mich als Fehler betrachtet. Ich wurde müde. Danach (nach der Türkei in der Einrichtung in Schwarzenfels) habe ich (zusätzlich) eine ambulante Hilfe gefunden, als zweite Hilfe hatte ich eine Psychiaterin gefunden. Mit ihr und meiner Bezugsbetreuerin von par-ce-val habe ich gelernt, mit mir und meinen negativen Gefühlen umzugehen. Ich trug in unserer Gruppe dann auch große Verantwortung. Ich ging noch nie gerne in die Schule, ich mag es einfach nicht, wenn man mich bewertet. Ich habe große Angst davor. Also habe ich immer gearbeitet und hatte somit auch mal größere (arbeitspädagogische) Projekte mit einer kleinen Arbeitsgruppe. Es lief geradezu alles perfekt, bis ich 18 Jahre alt wurde. Denn dann habe ich definitiv die falsche Entscheidung getroffen. Nach 2 ½ Jahren bei par-ce-val war es definitiv zu früh, dass ich aus „Frust“ gegangen bin. Ich war noch nicht soweit. Ich bin ein halbes Jahr in ein tiefes Loch gefallen. Doch dann habe ich mich an die wirklich schöne Zeit erinnert. Mir fiel alles wieder ein. Jetzt, nach 2 ½ Jahren, bin ich eine stolze, glückliche, junge Mama. Ich bin clean und glücklich. Nur das zählt. Ich habe glücklicherweise eine tolle Familie, die immer hinter mir steht und mich in allem unterstützt.